Ist 5G gefährlich für den Menschen oder nicht?
Um den neuen Mobilfunkstandard 5G ranken sich viele Mythen und Vorurteile: Für Vogelsterben soll es verantwortlich sein, unser Erbgut soll es verändern, auch unfruchtbar soll es uns machen. Aber ist 5G wirklich gefährlich?
Schon öfters sind Menschen in den vergangenen Jahren auf die Straße gegangen, um gegen den Ausbau der 5G-Netze zu protestieren. Die Sorge, dass neue Technologien eine nachteilige Auswirkung auf die Gesundheit haben, ist nicht neu. Als im 19. Jahrhundert die Eisenbahn eingeführt wurde, hielten einige Menschen diese für ein Werk des Teufels. Es wurde befürchtet, dass die hohe Geschwindigkeit der Züge zu Gehirnverwirrungen führen würde.
Heute wissen wir, dass man keinen Gehirnschaden erleidet, wenn man mit der Eisenbahn unterwegs ist und die Panikmache von damals auf übertriebene Ängste zurückzuführen ist. Aber sind die Protestler, die heute gegen 5G auf die Straße gehen, auch nur überängstlich, oder gibt es einen wahren Grund zur Sorge?
Was spricht gegen 5G?
Zwar lassen sich Erkenntnisse, die bei den alten Mobilfunkstandards existieren, nicht auf den noch kurzwelligeren Standard 5G übertragen. So haben frühere Studien zum Beispiel festgestellt, dass Handystrahlung die Temperatur in den obersten Hautschichten erhöht – aber nur um maximal 0,1 °C.
Durch die kürzeren Reichweiten der 5G-Antennen sind aber viel mehr Antennen nötig, um alle Mobilfunkteilnehmer mit 5G versorgen zu können. Die Technik ist jedoch mittlerweile so weit fortgeschritten, dass traditionelle Masten zumindest in der Stadt kaum noch notwendig sind. Die kleinen 5G-Transmitter können in Bushaltestellen, Laternenmasten, Werbeanzeigen oder Ampeln eingebaut werden. Man kommt ihnen also näher als mit den bisherigen Sendern und kann den Antennen schlechter entkommen.
Eignet sich 5G zur Überwachung?
Einer der Hauptargumente von Kritikern gegen die 5G-Einführung ist die Befürchtung, dass 5G zur Überwachung genutzt werden könnte. Und in der Tat: Zahlreiche Länder stellten Mittel zur militärischen Forschung bereit. Aber: Die Überwachung von Menschen war auch schon vor der Einführung von 5G möglich – Regierungen können sich mittels hochkritischer Zero-Day-Lücken schon heute und ohne 5G-Empfang in dein Smartphone oder Computer hacken.
Gegen das Überwachungsargument sprechen zudem weitere Fakten:
1. Das Militär ist nicht zur Überwachung zuständig. Das ist die Rolle von Geheimdiensten.
2. Die Reichweite von 5G ist gering. Um dich zu überwachen, müsste man dir sehr nahe kommen. Auffällig nahe.
3. Prinzipiell ist es möglich, dass die höhere Datengeschwindigkeit in der gleichen Zeit wie die Vorgänger-Technologien mehr Daten übermitteln können. In der Realität werden die theoretisch möglichen Datenraten aber weit unterschritten und liegen derzeit noch vielerorts selten über LTE-Geschwindigkeiten. Und: Diese Daten müssen auch von jemandem ausgewertet werden. Mehr Daten produzieren auch mehr “Noise”, also Datenmüll. Je grösser quasi der Daten-Heuhaufen, desto schwieriger wird es, die Nadel zu finden. 😉
4. Datenschutz und der Schutz der Privatsphäre nimmt in allen Demokratien einen sehr hohen Stellenwert ein – regelmässig erklären Gerichte Überwachungstechniken wie die Vorratsdatenspeicherung für illegal. Ohne ein Gesetz können Regierungen und Behörden nicht anlasslos überwachen.
Die Probleme mit den 5G-Studien
Gute wissenschaftliche Praxis zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass man die Studien reproduzieren kann und auf dieselben Forschungsergebnisse kommt. Leider besitzen viele der Studien zu 2G (EDGE) bis 4G (LTE), aber auch zu 5G, schwere methodische Mängel, und lassen sich nicht reproduzieren. Das liegt an Prämissen, die im Alltag nie eintreten, wie etwa eine konzentrierte Strahlung über einen sehr langen Zeitraum, Versuche an Labormäusen oder eine zu kleine Teilnehmerzahl. Wenn Medien und Websites also über 5G-kritische Studien berichten, sollte man stets in die Primärquelle, also in die Studie selbst, schauen. Bei einer sehr kleinen Teilnehmerzahl von unter 100 Menschen sollte man die Studie sehr kritisch betrachten. Gute, aussagekräftige Studien haben oft mehrere tausend bis zehntausend Teilnehmer und haben eine internationale Forschungsgruppe hinter sich.
Warum 5G nicht gefährlich ist
In zahlreichen Ländern ist 5G bereits sehr verbreitet und ausgebaut. Wissenschaftler können in diesen Ländern keine Zunahme von Krankheiten wie Krebs feststellen.
Auch das Überwachungsargument überzeugt nicht: Würde 5G tatsächlich zur Überwachung eingesetzt, hätte man doch sicherlich schon darüber etwas gehört? Es gibt noch keinen einzigen Fall, in dem ausschließlich 5G (und keine anderen Methoden) für die Festnahme von Kriminellen verantwortlich gewesen wäre.
Ebenfalls Humbug ist die Verschwörungstheorie, dass 5G für das Vogelsterben verantwortlich wäre. In unserem Artikel über 5G und Vogelsterben zeigen wir dir, wie diese Vögel umgekommen sind und wie du Meldungen wie diese kritisch hinterfragen kannst.
Das Wissenschaftsmagazin Quarks vom WDR hat sich ebenfalls mit 5G beschäftigt – und zeigt, dass 5G keinen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben kann, denn die Strahlung ist anders als Röntgenstrahlung nicht ionisierend, also nicht energiereich genug, um unser Erbgut zu schädigen.
5G: Das macht Smartphone-Strahlung mit uns | Quarks
Fazit: Auch zu 5G wird es noch eine Menge Forschung geben
Fakt ist: Viele der Studien zu früheren Mobilfunkstandards kann man nicht 1:1 auf 5G übertragen. Gleichwohl wird das Rad mit 5G aber nicht neu erfunden. Es ist gut und richtig, dass wir Neuerungen und technologische Innovationen kritisch betrachten, und unseren Regierungen nicht blind vertrauen.
Gleichwohl sollte man sich aber nicht ins Bockshorn jagen lassen und auch den Kritikern dieser Technologien nicht blindlings vertrauen, denn oft verfolgen diese ihre eigenen Ziele, etwa den Verkauf von unseriösen, überteuerten Produkten. Zudem erfolgen Innovationen ja auch deswegen, weil bisherige Technologien ihre Grenzen haben. Um 5G ranken sich viele Mythen – aber die meisten von ihnen sind falsch. 5G ist zum Beispiel nicht fürs Vogelsterben verantwortlich. Weitere Handy-Mythen findest du übrigens hier. In unserer 5G-Übersicht erfährst du die Vorteile von 5G und welche Hürden es beim Ausbau gibt.