alao News im Dezember: Diese News haben 2023 das Jahr bewegt
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir blicken in unseren Dezember-News auf die Nachrichten, die in diesem Jahr bei uns zu kurz kamen oder die dieses Jahr geprägt haben.
Chaos-Tage bei OpenAI
Ende November ging es bei dem Unternehmen hinter ChatGPT drunter und drüber: Erst wurde der CEO Sam Altman gefeuert. Aus Solidarität verliessen daraufhin weitere hochrangige Entwickler und Führungsmitglieder das Unternehmen; Der Aufsichtsrat entschied sich zunächst für den früheren Twitch-CEO Emmett Shear, was zu einem offenen Brief der Belegschaft führte – 745 der 770 Mitarbeiter drohten demnach mit Kündigung, sollte Shear neuer CEO werden. Sofort nach der Entlassung Altmans setzten sich Investoren für dessen Rückkehr ein. Nur vier Tage nach der Entlassung durfte Altman wieder zurückkehren. The Guardian hat die dramatischen Ereignisse hier zusammengefasst.
Über die genauen Gründe für die Entlassung kann nur spekuliert werden. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatten OpenAI-Forscher zuvor den Aufsichtsrat gewarnt, dass die intern entwickelte KI “Q*” zu intelligent geworden war. Es konnte mathematische Probleme lösen, die es noch nie zuvor gesehen hat. Forscher fürchten diese Superintelligenz als ersten Schritt zu einer Künstlichen Allgemeinen Intelligenz, KAI (Artificial General Intelligence, AGI). Nicht nur ist diese Superintelligenz Ausgangspunkt für viele dystopische Sci-Fi-Geschichten, es erwachsen auch zahlreiche ethische und gesellschaftliche Fragestellungen, wenn eine KAI intelligenter als ein Mensch ist. Bisherige KI-Modelle benötigen menschlichen Input (“Training”), um zu funktionieren. Dieser Input kann aber auch falsch sein, weshalb Chatbots wie ChatGPT oder Googles Bard des Öfteren mit Falschinformationen auffallen.
Den Tech-Konzernen geht es an den Kragen
Auch bei den grossen Tech-Konzernen lief das Jahr alles andere als gut. Das Department of Justice in den USA wirft zum Beispiel Google-Mutter Alphabet vor, seine Marktmacht zu missbrauchen. In den Verhandlungen kam auch der geheime Deal mit Apple ans Licht. Bis zu 20 Milliarden Dollar bekommt Apple vom Suchmaschinenriesen, um die voreingestellte Suchmaschine zu bleiben. Sollte der Richter Amit Mehta im Sinne des DOJs urteilen, droht im schlimmsten Fall die Zerschlagung von Alphabet. Bereits 2020 kündigte das DOJ auch Untersuchungen in die Geschäftspraktiken von Apple an, wartete bisher aber noch mit der Klage. Fest steht: Mit den Erkenntnissen aus dem Google-Verfahren dürfte das DOJ neues Futter bekommen.
Die Federal Trade Commission (FTC) hat derweil eine Klage gegen Amazon eingeleitet. Wie bei Alphabet werden dem Unternehmen marktmissbräuchliche Praktiken vorgeworfen. Auch hier kam ein geheimer Deal mit Apple ans Licht. Sollten die Urteile im Sinne der US-Regierung ausfallen, könnte das Internet der Zukunft anders aussehen.
In der EU gibt es ebenfalls Gegenwind. Der Digital Markets Act sowie der Digital Services Act zwingen sogenannte Gatekeeper zur Öffnung und setzen den Plattformen enge gesetzliche Grenzen. Als Gatekeeper werden Services bezeichnet, die 45 Millionen Nutzer in der EU haben. Darunter fällt die Google-Suche, aber auch der Shoppingriese Amazon, das soziale Netzwerk Facebook, das Betriebssystem iOS und der Browser Chrome von Google. Die genaue Liste kannst du hier einsehen. Als Folge muss Apple seinen App Store in der EU öffnen und sogenanntes Sideloading erlauben.
Spüren tun das vor allem die Mitarbeiter – wie Computerworld berichtet, haben 2023 über 250.000 Menschen in der Tech-Branche ihren Job verloren.
Enshittification: Hohe Zinsen machen das Internet beschissener
Steigende Zinsen trüben ebenfalls den wirtschaftlichen Ausblick. Bisher war das Wachstum vieler Start-Ups und Plattformen schuldengetrieben – die Zinsen waren schliesslich niedrig. Doch um der Inflation Herr zu werden, erhöhten die Zentralbanken die Leitzinsen, mit der Folge, dass Kredite teurer wurden. Auch grosse Geldgeber halten sich mit Investitionen zurück. Dies trifft vor allem Plattformen, die selbst in Niedrigzins-Zeiten keine Profitabilität erzielt haben. Reddit konnte seit der Gründung 2005 kein einziges Gewinnjahr verzeichnen. Auch Twitter konnte vor Musks Übernahme nur 2018 und 2019 einen Gewinn verzeichnen. Der Streaming-Riese Netflix sitzt auf einem gigantischen Schuldenberg von rund 17.5 Milliarden US-Dollar. Die Zinswende zwingt diese Unternehmen nun nach alternativen Erlösquellen. Reddit etwa sperrte durch extrem hohe API-Gebühren Drittentwickler aus, die alternative Reddit-Apps entwickelt haben. Nutzer werden so indirekt zur Nutzung der eigenen Reddit-App gezwungen und lassen sich so besser monetarisieren. Twitter bietet mit Premium ein Abo-Modell an. Ein Streaming-Anbieter nach dem anderen hat seine Preise erhöht. Ob das zur Profitabilität reicht, wird die Zukunft zeigen.
Länder werden keine Lösegelder an Hacker zahlen
Gefühlt täglich lesen wir Meldungen, dass eine Behörde, Institution oder Unternehmen Opfer eines Hacking-Angriffs wurde. 2022 wurden fast 30.000 Cyber-Angriffe gemeldet. Besonders desaströs war der Hack auf die private IT-Firma XPlain, bei der geheime Dokumente und Datenbanken im Darknet aufgetaucht sind. Betroffen waren neben dem Bundesamt für Polizei auch das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit und die Militärpolizei. Im November traf ein weiterer Hack erneut einen IT-Zulieferer.
Gemeinsam mit 49 anderen Staaten hat die Schweiz deshalb geschworen, bei Hacking-Angriffen kein Lösegeld zu zahlen. Die offizielle Begründung: Die Zahlung von Lösegeldern würde einen Anreiz für weitere Hacking-Angriffe bieten