Matter: Was kann der neue Smart Home-Standard?
Smart-Home-Technik, das war bis vor Kurzem eine Spielerei für Nerds. Wer seine Wohnung oder sein Haus smart machen wollte, der musste sich durch unzählige Produktangebote und -kategorien wühlen und stiess dabei auf ebenso komplizierte und vielfältige Übertragungsstandards. Matter soll dieses Wirrwarr ein für alle Mal beenden. Aber was ist Matter? Wir klären dich auf.
Was ist ein Smart Home überhaupt?
Zunächst einmal benötigen wir aber eine Definition, was man unter einem Smart Home überhaupt versteht. Ein Smart Home ist eine Wohnung, in der Geräte wie Leuchten, Steckdosen, Sensoren, Waschmaschinen und Co. untereinander vernetzt sind, dank Automatisierungen selbstständig agieren und Befehle auslösen können und übers Internet an- und gesteuert sowie aktualisiert werden können.
Diese Smart-Home-Probleme existieren derzeit
Problem #1: Apple, Google und Amazon haben das Sagen
Gemäss unserer Definition kommt kein Smart-Home-Gerät ohne die Anbindung zu einem der 2 grossen Smart-Home-Plattformen aus. Diese Plattformen sind Google Home und Apple Home. Das sind die Steuerzentralen, mit denen du dein Smart Home steuern kannst. Entweder mit Google Assistant, Siri oder Amazon Alexa. Letzteres ist ein Sonderfall, da du hier den korrespondierenden Alexa Skill installieren musst, damit du dein smartes Gerät steuern kannst. Wir würden es daher nicht als Plattform bezeichnen, da Amazon keine eigene Smart Home-App hat.
Dennoch gilt: Google Home und Amazon Alexa unterstützen die meisten Produkte. Das liegt an den niedrigen Anforderungen, die Google und Amazon an die Hersteller von Smart-Home-Produkten stellen. Deshalb sind die Produkte oft günstiger als Produkte, die auch mit Apple Home zertifiziert sind.
Im Gegenzug sind Apple-Home-Geräte deutlich sicherer, da Apple deutlich höhere Anforderungen an die Hersteller stellt. Wer das “Works with Apple Home”-Logo nutzen will, muss erst am MFI-Programm teilnehmen und sein Produkt zertifizieren lassen. Da dies für die Hersteller mit höheren Kosten verbunden ist, gehen nicht alle diesen Weg. Es gibt aber auch Hersteller wie Eve, die nur im Apple Ökosystem unterwegs sind.
Du siehst also: Es ist derzeit leicht, zu einem falschen Produkt zu greifen. Zudem verkompliziert die Festlegung auf ein System einen Umzug von Android zu einem iPhone oder umgekehrt.
(Es gibt auch weitere Ökosysteme wie Homematic oder Bosch, wir lassen diese aber aufgrund ihrer geringen Relevanz für diesen Artikel ausser Acht.)
Problem #2: “Dummer” Technikschrott
Ein weiteres Problem sind Smart-Home-Produkte, die sich nur über die Cloud des Herstellers steuern lassen. Geht der Hersteller insolvent – was in der Vergangenheit schon öfters vorkam – ist aus einem smarten Gerät ein dummes Gerät geworden, im schlimmsten Fall nichts anderes als Technikschrott. Da smarte Geräte teurer sind als nicht-smarte Geräte, ist das besonders ärgerlich, besonders wenn man mehrere Produkte dieses Herstellers nutzt. Solche Fälle vermiesen einem zu Recht die Lust auf ein Smart Home.
Problem #3: Smart-Home-Hacker haben oft leichtes Spiel
Man darf nicht den Fehler machen, Smart-Home-Produkte mit Sicherheit zu verbinden. Denn gerade die günstigen Smart-Home-Geräte von unbekannten Herstellern sind besonders anfällig für Hacker- und andere böswillige Angriffe. Zwar ist die Gefahr eines Hackerangriffs auf dein Smart Home eher gering, aber trotzdem nicht zu unterschätzen.
Wenn sich über deine No-Name-Überwachungskamera Hacker mit wenig Mühe einhacken, können sie sehen, was du in deinen eigenen vier Wänden machst. Und wer es schafft, sich in ein Produkt reinzuhacken, schafft es von dort auch, sich in andere Geräte in deinem Smart Home einzuschleusen und so die Kontrolle zu übernehmen.
Nicht minder problematisch sind Hersteller, die einen Account für die herstellereigene Cloud voraussetzen. Für viele Hersteller spielt Sicherheit keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Accountdaten und Passwörter werden z. B. unverschlüsselt im Klartext gespeichert. Und da viele von uns das gleiche Passwort auf verschiedenen Seiten nutzen, haben Hacker auch auf diese Accounts Zugriff. Herstellereigene Clouds sind daher ein beliebtes Angriffsziel für Hacker.
Problem #4: Bridges, Kabelsalate und andere Insellösungen
Jedes grössere Smart-Home-System, etwa von Philips Hue, IKEA oder Aqara, kam bisher mit einer eigenen Bridge. Bridges sind Steuerzentralen, die an deinen Router angeschlossen werden und die Steuerung von Smart-Home-Produkten des jeweiligen Herstellers erlauben. Zwar hast du so nur eine einzige IP für deine ganzen Philips Hue-Lampen anstatt vieler einzelner (wie etwa bei Smart Mi-Produkten), dafür sammelt sich in der Nähe des Routers ein unschöner Kabelsalat an. Denn die Bridges wollen ja auch mit Strom versorgt werden.
Matter: Der neue Smart-Home-Standard
Dass es Zeit ist, den unübersichtlichen Smart-Home-Markt zu reformieren und zu vereinheitlichen, hat auch die Branche erkannt, und sich deshalb 2019 zusammengesetzt und das Matter-Projekt angestossen. Mittlerweile haben sich über 300 Firmen dem Matter-Konsortium (nun Connectivity Standards Alliance) angeschlossen und einen gemeinsamen sowie lizenzfreien Standard entwickelt. Dieser ist Ende Oktober 2022 endlich nach vielen Jahren Verzögerung an den Start gegangen.
Die Grundprinzipien vom neuen Matter-Standard sind dabei Interoperativität sowie Plattformunabhängigkeit. Es ist keine Cloud oder ein weiterer Dienst und auch kein neuer Hersteller. Matter ist der neue Übertragungsstandard, der die bisherigen verschiedenen Übertragungsprotokolle obsolet machen bzw. vereinheitlichen soll.
Stell dir die Smart-Home-Welt wie die echte Welt vor: Jedes Gerät spricht derzeit seine eigene Sprache. Manche funken über Zigbee, andere über Z-Wave, Bluetooth oder Thread. Kommunikation unter den Geräten ist deshalb nahezu unmöglich. Matter ist dabei die neue “Sprache”, die alle Geräte in deinem Smart Home sprechen und vor allem auch verstehen sollen. Die Glühlampe könnte dabei theoretisch mit dem Geschirrspüler kommunizieren und Befehle und Status weiterleiten.
So funktioniert Matter mit Smart-Home-Geräten
In der Theorie bedeutet das, dass du Produkte, die nur für Google Home oder Amazon Alexa zertifiziert sind, auch mit Siri, also dem Voice Assistent von Apple, steuern kannst. Umgekehrt bedeutet das auch, dass du zum Beispiel Produkte, die nur mit Apple Home arbeiten, auch mit der Google Home-App oder Amazon Alexa steuern kannst. Auch das Problem mit dem Technikschrott soll mit Matter gelöst werden.
Matter: Making the smart home a more connected, comfortable, and helpful place.
Selbst wenn der Hersteller eines Produktes pleite geht, lässt es sich immer noch steuern, vorausgesetzt, es hat in Zukunft den Matter-Standard implementiert. Es gibt keinen Zwang für die Hersteller, Matter zu unterstützen. Für Hersteller wird es aber schlichtweg unattraktiv, Matter zukünftig nicht zu unterstützen. Hier kommst du ins Spiel: Kaufst du lieber ein Produkt, das direkt nach dem Auspacken funktioniert und sich nahtlos in dein bestehendes System einfügt, oder ein Produkt, für das du erst Adapter brauchst (looking at you, Apple!)?
Dadurch, dass alle Hersteller an einem Strang ziehen, was die Weiterentwicklung angeht, wird dein Smart Home auch sicherer. Die Hersteller sparen sich die teuren Entwicklungskosten für eigene technische Lösungen. Und anstatt vieler einzelner Bridges, Clouds, Apps oder IP-Geräte braucht man in Zukunft nur noch einen sogenannten Border Router. Das kann ein Apple TV oder Apple HomePod mini sein, ein Amazon Echo ab der 4. Generation oder ein Google Nest sein. Die Befehle wie “schalte Licht an” sollen dabei lokal und auch ohne Internetverbindung funktionieren.
Nachteile von Matter (Stand Ende 2022)
Bis sich der Matter-Standard jedoch durchgesetzt hat, wird noch einige Zeit vergehen. Während einige Hersteller von Smart-Home-Produkten wie Eve (bisher nur mit Apple Homekit kompatibel) oder Philips Hue Matter-Updates angekündigt haben, ist das bei anderen nicht der Fall. Nanoleaf hat angekündigt, dass es keine Matter-Unterstützung für bestehende Essentials-Produkte geben wird, weil die verbauten Chips zu leistungsschwach sein sollen. Neue Produkte werden laut Nanoleaf aber Matter-Unterstützung bekommen. Hier solltest du dich informieren, wenn du jetzt zu einem Smart-Home-Produkt greifen willst.
Matter ist derzeit auch noch nicht perfekt: Matter 1.0 unterstützt derzeit unter anderem “nur” Lampen, smarte Steckdosen und Lichtschalter, Türschlösser, Thermostate sowie smarte Rollos, Tür-, Fenster- und Bewegungssensoren sowie Fernseher.
Mit Matter 2.0, welches die CSA für 2024 angekündigt hat, sollen dann auch smarte Mäh- und Saugroboter, Umgebungs- und Luftsensoren, Sicherheitskameras und weisse Ware unterstützt werden.
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