So helfen Smartphones Menschen mit Behinderungen

15 März 2024
smartphone help people with disabilities

Wenn es um technologische Fortschritte geht, stehen die Bedürfnisse und Erfordernisse von Menschen mit Behinderungen oder körperlichen Einschränkungen oft an letzter Stelle. Dennoch haben heutige Smartphones schon viele Technologien und Features an Bord, die diesen Menschen helfen können und es ihnen ermöglicht, Smartphones zu nutzen und am digitalen Leben teilzunehmen. 

Wer nicht an einer Sehstörung, Feinmotorik-Problemen oder Schwerhörigkeit leidet, der macht sich wenig Gedanken darüber, wie er sein Smartphone nutzt. Für viele Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, darunter auch viele ältere Menschen, ist dies aber überlebenswichtig. Konnte man sich bei früheren Handys an der Haptik der Tasten orientieren, so fällt das bei Smartphones schwerer – Tastatur und Apps teilen sich den gleichen Bildschirm. 

Generell kann man die Bedienhilfen grob in drei Kategorien einordnen: haptisch, visuell und akustisch. Da sich die Einstellungen mit jedem Betriebssystem ändern und auf jedem Smartphone unterschiedlich ausfallen, haben wir auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet. Zum Glück haben Apple und Google eigene Seiten entwickelt, die die Bedienungshilfen beschreiben und wie du sie aktivierst. Mit einem Klick auf die Logos gelangst du zu diesen Seiten. Leider gibt es für Huawei-Handys, die mit HarmonyOS laufen, keine Übersichtsseite.

Smartphones Menschen mit Behinderungen helfen Infografik

Visuelle Bedienungshilfen

Visuelle Bedienhilfen unterstützen Menschen, die nicht so gut sehen können oder erblindet sind.

Voice-Over & Braille

Heutige Smartphones sind vollgepackt mit Features und Bedienelementen, die sehr schnell überfordern können. Gerade ältere Menschen oder Menschen mit eingeschränkten Sehvermögen sind davon übertroffen. Voice-Over kann hier helfen: Einmal aktiviert, liest eine Stimme jedes Bedienelement und jeden Text auf dem Display vor. Ein doppelter Klick dient zum Öffnen oder Bestätigen.

In Kombination mit extern verbindbaren Braille-Displays und eingebauten Funktionen wird das iPhone oder Android-Smartphone auch für Blinde benutzbar. Die blinde US-Amerikanerin Kristy Viers demonstriert in folgendem Video, wie sie mittels der Braille-Funktion in iOS ihr iPhone bedienen kann.

Diktieren

Nicht nur für Blinde interessant: Die Diktierfunktion, mit der sich SMS, WhatsApp-Nachrichten, Notizen und mehr diktieren lassen.

Grössere Schrift

Für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen ist die Standard-Schriftgrösse der Betriebssysteme zu klein. In den Einstellungen kann man die dargestellten Texte vergrössern.

Bildschirmlupe & Zoom

Ebenfalls zu klein sind viele Schaltflächen, besonders Links oder Buttons im Internet. Mit Bildschirmzoom – die Funktion kann man in den Einstellungen aktivieren – lassen sich diese Bereiche vergrössern. Apple hat außerdem die App “Lupe” im AppStore, die mithilfe der Kamera, Texte und Objekte vergrössern kann. Sehr hilfreich etwa, um Texte auf Speisekarten oder in Katalogen zu vergrössern.

Farbumkehr und höherer Kontrast

Wer an Farbwahrnehmungsstörungen leidet, der sollte einen Blick in die Funktionen “Farbumkehr” bzw. “Höherer Kontrast” werfen. 

Audio-Descriptions

Netflix und Co. können auch von Menschen mit Seh-Behinderungen genutzt werden. Die Streaming-Anbieter stellen zu vielen Serien Untertitel und Audio-Descriptions bereit, die die Szenen auf dem Bildschirm beschreiben.

Tipp: Bildschirmvorhang aktivieren

Blinde iPhone-Nutzer sind nicht auf das Display angewiesen. In diesen Fällen lohnt es sich, den Displayvorhang zu aktivieren. Hier schaltet sich der Bildschirm aus, bleibt aber immer noch bedienbar. So kann man sich vor fremden Blicken schützen.


Akustische Bedienungshilfen

Wer an eingeschränktem Hörvermögen leidet, der kann akustische Bedienhilfen aktivieren.

Hörgeräte

Die neuen Versionen von Android und iOS bringen Unterstützung für moderne Hörgeräte mit. Diese ermöglichen es, Streaming- Inhalte direkt an das Hörgerät zu senden.

Mono-Audio und Stereobalance

Viele Menschen mit intaktem Hörsinn dürften sich fragen, wozu man Mono-Audio aktivieren sollte, wenn Stereo-Sound doch so überlegen ist. Die Antwort ist simpel: Während bei Stereo-Sound beide Kanäle (also links und rechts) gespielt werden, lassen sich mit Mono-Audio beide Kanäle auf einem Ohr anhören – ideal für Leute, die nur einseitig hören können. Auch die Stereobalance ist einen Blick wert: Sie eignet sich für Leute, die auf einem Ohr nur schlecht hören können.


Haptische Bedienungshilfen

Haptische Bedienungshilfen sind für diejenigen gedacht, die nur über eine eingeschränkte Mobilität besitzen.

Schaltersteuerung

Display-Elemente sind oft sehr klein und lassen sich nur schwer treffen. Aktiviert man die Schaltersteuerung, kann man mit den Schaltern das Gerät bedienen. Bei Apple gibt es verschiedene Möglichkeiten der Schaltersteuerung, etwa mittels der Frontkamera, mittels einem externen Adapters oder indem du auf einen bestimmten Bereich auf dem Display tippst.

Eyetracking

Android und iOS bieten eine Eyetracking- bzw. Kopferfassungs-Funktion an. Mittels Augenbewegungen und Gesten wie Augenbrauen hochziehen oder Zunge rausstecken können Betroffene durch das Smartphone navigieren. Welche Aktionen mit welcher Geste gesteuert werden, kannst du in den Einstellungen festlegen.


Sprachsteuerung: Siri und Google Assistant

Eine Sonderrolle nehmen die smarten Assistenten von Apple und Google ein. Mit ihnen lässt sich mittels Sprachsteuerung Einstellungen ändern, Musik abspielen, Kalender-Ereignisse und Erinnerungen erstellen, Kontakte anrufen, Smart Homes steuern, Wetterberichte abrufen und vieles mehr. Sie eignen sich deshalb nicht nur für körperlich beeinträchtigte Personen, sondern auch für blinde und schwerhörige Menschen.


Nützliche Apps für Menschen mit Behinderungen

Ampel-Pilot

Die App Ampel-Pilot erkennt mithilfe der Kamera Rot- und Grünphasen von Ampeln und gibt die Grünphasen mittels haptischer und akustischer Benachrichtigungen weiter. Auch wenn viele Ampeln bereits mit akustischen und taktilen Signalen existieren, zu oft sind diese defekt oder aufgrund des Strassenlärms schwer wahrnehmbar. 

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ColorVisor

Ist das Gemüse noch knackig grün oder hat es schon eine ungesunde Farbe angenommen? Ist die Tablette rot oder weiss? Und welche Farbe hat mein Outfit? Für viele (farb-)blinde Menschen sind das Fragen, die sie sich tagtäglich stellen müssen. Die App ColorVisor nutzt die Kamera des Smartphones und identifiziert Farben von Objekten und sagt diese an.

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BlindSquare

BlindSquare ermöglicht es blinden Menschen, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Mittels GPS beschreibt die App die Umgebung und sagt Strassenkreuzungen, sowie wichtige Punkte an. 

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Deutsche Gebärdensprache – DGS

Wir finden, dass Gebärdensprache eigentlich schon in der Schule beigebracht werden sollte. Da dies nicht der Fall ist, bleibt die einzige Möglichkeit, sich sich mit nicht- oder schwerhörenden Menschen zu unterhalten, auf Apps wie die Deutsche Gebärdensprache – DGS zurückzugreifen. Mit dieser App kann man Gebärden nachschlagen. Mit kaufbaren Zusatzinhalten kann man den Umfang massiv erweitern. 

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VerbaVoice

VerbaVoice gibt schwerhörigen Personen eine Echtzeit-Übersetzung mit Text oder Gebärdensprache an die Hand. Dies geschieht mit Simultandolmetschern, die per Internet-Livestream auf dem Smartphone zugeschaltet werden – perfekt für Vorlesungen oder Veranstaltungen. Der Service ist kostenpflichtig, in der Regel übernehmen aber Krankenkassen die Kosten.

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Wheelmap

Wheelmap eignet sich nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator. Sie zeigt an, ob Orte wie U-Bahn-Stationen, Cafés oder Supermärkte barrierefrei sind.

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Weitere hilfreiche Apps für dein Smartphone findest du auf unserer Übersichtsseite.


Weitere hilfreiche Links und Informationen

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Wien, Niederösterreich und Burgenland hat einen Blindenguide und Erfahrungsbericht für Smartphones veröffentlicht. Von Medizin über Werkzeugnutzung bis hin zu eingehender Post: Der Alltag stellt viele blinde Menschen vor grossen Herausforderungen. Hier geht’s zum Erfahrungsbericht.

Gerade für Senioren gibt es spezielle Handys und Smartphones, die ohne viel Schnickschnack auskommen. Mit grossen Tasten, einem kontrastreichen Display mit grossen Symbolen und großer Schrift eignen sie sich auch für Menschen mit Behinderungen.


Fazit: Mit unserem Guide bist du nicht mehr allein

Apple und Google haben in Sachen Bedienungshilfen enorme Fortschritte gemacht und werden es auch in Zukunft noch tun. Wir hoffen, wir konnten dir ein paar Tipps an die Hand geben. Wenn dir dieser Guide gefallen hat, teile ihn doch mit deiner Familie, Freunden oder Kollegen. Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass nämlich viele Menschen nicht über diese Funktionen Bescheid wissen.

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