Wurde mein Handy gehackt?

15 Januar 2024
Has my cell phone been hacked?

Immer wieder hört man von gehackten Computern. Doch was ist mit Smartphones – wie oft werden die gehackt? Und was ist mit meinem Handy: Wie finde ich heraus, ob ich gehackt wurde? Wir klären dich auf.

Die Wahrscheinlichkeit eines Hacks ist gering…

Erstmal können wir Entwarnung geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Handy gehackt wurde, geht gegen Null. Statista schreibt, dass rund 68 % der Weltbevölkerung ein Smartphone benutzen. Da ein nicht geringer Teil auch mehrere Smartphones gleichzeitig benutzt, ist ein Blick auf die Anzahl der Handy-Abos interessant: 6,5 Milliarden Handy-Abos waren 2022 aktiv. Dass ausgerechnet dein smartes Handy gehackt wird, ist daher sehr unwahrscheinlich. 

…aber nicht komplett 0.

Dennoch: Eine komplette Entwarnung ist das nicht. Bist du ein kritischer Journalist, Politiker oder eine andere Person des öffentlichen Lebens, also eine berühmte Person, haben Hacker an dich mehr Interesse. Staatliche Geheimdienste hacken sich zudem oft in die Handys von Schwerstkriminellen. Da du mit grosser Wahrscheinlichkeit nichts von all dem bist (und hoffentlich auch nicht kriminell 😉), brauchst du in dieser Richtung eher nichts zu befürchten. 

Ein Handy-Hack ist alles andere als einfach

Anders als beim Computer sind Handy-Hacks alles andere als einfach. Seit dem Aufkommen von Smartphones haben Apple, Google und Co. enorm in die Sicherheit ihrer Handys und der darauf laufenden Software investiert. Während bei Windows und Linux die Programme direkt auf der Hardware laufen, tun Applikationen auf Smartphones dies nicht – dort laufen sie in virtuellen Umgebungen, sogenannten Sandboxen. Apps können ohne deine Erlaubnis nicht auf deine Kameras oder Mikrofone sowie die Daten(ströme) anderer Apps zugreifen. Wer diese Schutzmechanismen umgehen will, braucht tiefgründiges Wissen über die verwendete Hardware und entsprechenden Root-Zugriff. 

Sicherheitslücken existieren zwar, sind aber äusserst selten und erfordern enormen Aufwand, um sie auszunutzen und auch auf das Handy der zu hackenden Person zu bringen. Deshalb stecken hinter Smartphone-Hacks meistens staatliche Geheimdienste, die die Zeit, Ausstattung und das Geld für die Hacks haben. Entsprechende Zero-Day-Lücken sind in Geheimdienst-Kreisen Millionen wert.

Es ist leichter, deine Accounts zu hacken

Einzeltäter und Gruppierungen hacken sich daher eher in deine Accounts als in dein Handy – dein iCloud- oder Google-Account ist viel einfacher zu hacken, besonders, wenn du keine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) nutzt. In der Regel geschieht dies über Phishing-Links, also Links zu Seiten, die wie das Original aussehen, in Wahrheit aber Kriminellen gehören. Gibst du deine Account-Daten auf diesen Seiten ein, nutzen Kriminelle diese Login-Daten, um sich in die wirklichen Accounts einzuloggen. 

Sehr beliebt sind etwa deine Daten für dein Online-Banking oder deine Cloud. Immerhin lagern dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch deine intimen Fotos, Kaufhistorie oder Dateien. Und haben die Hacker diese Dateien, können sie dich aussperren, damit erpressen oder dich impersonifizieren. 

Einer der spektakulärsten Fälle war der iCloud-Hack 2014, als Nacktfotos von zahlreichen US-Stars in den sozialen Medien auftauchten. Dem vorausgegangen waren gezielte Phishing- und Brute-Force-Attacken auf Promis. Die Hacker sendeten zehntausende offiziell aussehende iCloud-E-Mails an mögliche E-Mail-Adressen von Stars. Wenn auch nur eine dieser E-Mails ankam und das Opfer auf den Link geklickt hat, hatten die Hacker Zugriff auf den Promi-Account und die intimsten Dateien.

So findest du heraus, ob dein Handy gehackt wurde

Es gibt viele Anzeichen für einen Hacking-Angriff. Läuft dein Smartphone im Standby-Modus ungewöhnlich warm, sind im Hintergrund Prozesse aktiv, die auf einen Hack hindeuten können. Login-Emails (“Jemand hat sich versucht anzumelden” oder “Ein neues Gerät wurde registriert”) können ebenfalls ein Hinweis sein. Ab und zu lohnt sich ein Blick in die Account-Einstellungen, um Account-Zugriffe und verbundene Geräte zu überprüfen. Findest du dort Geräte, die dir nicht gehören, oder Anmeldungen, die nicht auf dich zurückgehen, solltest du stutzig werden.

Unerklärliche Anrufe oder Textnachrichten solltest du ignorieren. 2023 haben Kaspersky-Forscher einen äusserst ausgeklügelten Angriff auf iOS-Geräte aufgedeckt. Der Angreifer nutzte eine Sicherheitslücke in iMessage aus, um unsichtbare Nachrichten mit Malware-Anhang zu versenden. Diese lud im Hintergrund weitere Module herunter und tat ihr Bestes, um die Spuren zu verwischen. Über eine weitere Sicherheitslücke konnte die Malware Root-Zugriff auf den Kernel erlangen und dort sogar Hardwarekomponenten wie das Mikrofon aktivieren, ohne dass der Nutzer dies mitbekam. Die Kaspersky-Forscher schätzen, dass die Lücke seit iOS 8 aus dem Jahr 2014 bestand, mindestens jedoch seit 2019. Die Durchführung des Angriffs, welchen die Forscher “Operation Triangulation” nannten,  welche insgesamt vier Zero-Day-Lücken im iOS-Code ausnutzte, hat den Forschern zufolge mehrere Millionen Dollar gekostet, was sie zu einem der teuersten Cyber-Angriffe aller Zeiten machen würde. Auch deshalb ist ein Hack ausgerechnet deines Smartphones äusserst gering – Handy-Hacks sind teuer. In einem Video erklären sie, wie sie auf den Angriff aufmerksam wurden.

Discovery of Triangulation malware by Kaspersky

Da Hacker sowohl die Leistung des Handys, als auch Internet benötigen, sind plötzliche unerklärliche Erwärmungen, schlechtere Performance und ein Anstieg des Datenvolumens ein Indikator für Hacks.

Des Weiteren manipulieren Hacker gerne Daten und Dateien. Wenn du Dateien findest, die dir nicht gehören, oder Dateien plötzlich verschwunden sind, sind das ebenfalls Anzeichen.

Diese Anzeichen können aber ebenso andere Ursachen haben

Wenn diese Fälle bei dir auftreten, musst du nicht gleich das Schlimmste annehmen – zu grossen Teilen sind die Ursachen viel harmloserer Natur. Apps brauchen heutzutage viel Rechenpower. Deshalb kann es besonders bei älteren oder günstigeren Smartphones zu schlechterer Performance, höheren Temperaturen oder Akkuverbrauch kommen. Schlecht programmierte Apps laufen ineffizienter – vielleicht haben sich in dem kürzlichen Update einfach auch neue Bugs eingeschlichen. Und Datenverluste können ihre Ursache in Hardwaredefekten und Serverausfällen haben. Im März 2021 brannte im französischen Strasbourg ein Datencenter komplett nieder – viele Daten der Kunden wurden unwiderruflich vernichtet.

Befolge diese Regeln, um dich vor Hackern zu schützen

Sich komplett vor Hacks zu schützen ist unmöglich. Wer Wege finden will, der findet auch einen. Deshalb sind die besten Regeln, um sich vor Handy-Hacks zu schützen, allgemeiner Natur. Es ist einfacher, eine App oder ein Konto zu hacken als dein komplettes Handy.

Aktiviere Zwei-Faktor-Authentifizierung

Die Veröffentlichung von Nacktfotos im iCloud-Leak 2014 wäre Cybersicherheits-Experten zufolge nicht möglich gewesen, hätten die Opfer 2FA aktiviert. Viele von uns haben die Passwörter automatisch gespeichert – durch einen temporären Code, den du bei einer erstmaligen Anmeldung eingeben musst, gibst du deinem Account eine zusätzliche Sicherheitsstufe und verhinderst, dass Hacker sich in deine Accounts hacken.

Überprüfe deine Zugriffsprotokolle und lösche verbundene Apps und Geräte

Auch wenn du keine E-Mail mit dem Betreff “Jemand hat sich versucht anzumelden” erhältst, lohnt es sich, ab und zu mal in die Zugriffsprotokolle deiner Clouds und Social-Media-Accounts zu schauen. In der Regel ist der Weg von dort zu den verbundenen Apps und Geräten nicht weit. Verbiete den Zugriff für nicht mehr genutzte Apps und Geräte aus deinem Account.

Lade keine Apps aus unbekannten Quellen und öffne keine Links von unbekannten Absendern

Die häufigsten Quellen von Malware sind infizierte Apps, die nicht aus offiziellen App-Stores stammen. Es mag zwar schön sein, die Benutzeroberfläche in einem Pastell-Pink mit Schnörkel-Schrift zu haben, aber wenn du die Dateien dafür aus zwielichtigen Quellen herunterladen musst, solltest du lieber Abstand davon nehmen. 

Gleiches gilt für E-Mails und SMS, die Links enthalten. Apple, Google, die Post oder deine Bank werden dir nie unaufgefordert Nachrichten mit Links per SMS oder E-Mails senden. 

Kann sich die Polizei in mein Handy hacken?

So wie die Sicherheitsmechanismen in den letzten Jahren verbessert wurden, so haben auch Polizei und Geheimdienste aufgerüstet. Ja, die Polizei kann dein Handy hacken, vorausgesetzt, es wurde beschlagnahmt. Dazu arbeitet die Polizei oft mit Forensikern, externen Experten und Unternehmen zusammen und nutzt spezielle Brute-Force-Software, um dein Smartphone zu entsperren. Je länger und komplizierter dein Passcode ist, desto mehr Aufwand und Computerpower muss die Polizei aufbringen, um dein Handy zu hacken. Ein Passwort muss man im Fall einer Beschlagnahme nicht nennen. Ob das auch für biometrische Entsperrmöglichkeiten gilt, ist aber noch eine rechtliche Grauzone. Der Rechtsanwalt Martin Steiger rät, das Handy vor dem Kontakt mit der Polizei auszuschalten. 

Kann mein Handy durch Anrufer gehackt werden?

Zwar gibt es viele Spam-Anrufe und SMS, allerdings gibt es keinen einzigen Fall, in dem dadurch ein Smartphone gehackt wurde. Es gibt aber Fälle, in denen Kriminelle unter einer anderen Nummer anrufen als auf dem Display angezeigt wird. In unserem Artikel über Spoofing erfährst du mehr

Kann mein Whatsapp-Konto gehackt werden?

WhatsApp ist der populärste Messenger-Dienst der Welt – und für viele Menschen die meist genutzte App auf dem Handy. In der Vergangenheit gab es verschiedene Hacks. Erst kürzlich gaben sich Kriminelle als Freunde oder Familienmitglieder aus und forderten den Nutzer auf, einen Code weiterzuleiten. Auch Hacks, in denen sich über einen WhatsApp-Anruf in dein WhatsApp-Konto gehackt wird, sind bekannt. Sie alle haben aber eines gemeinsam: Wer 2FA nutzt, braucht sich vor einem Hack nicht zu fürchten. 

Kann meine Handy-Kamera gehackt werden?

Wie wir oben geschrieben haben: Die Hard- und Software ist bei Smartphones anders aufgebaut als bei normalen PCs. Apps laufen in einer Sandbox – und solange du keine Erlaubnis gibst, können diese Apps nicht auf die Kamera zugreifen. 

Schützen Anti-Viren-Apps vor Hacks?

Die klare Antwort: Nein. Wie alle anderen Apps auch laufen Anti-Viren-Apps in ihrer eigenen Sandbox-Umgebung und können nicht ohne Weiteres auf die Daten anderer Apps zugreifen. Viren und andere Malware laufen zudem noch eine Sicherheits-Ebene tiefer – und zwar dort, wo Anti-Viren-Apps nicht aktiv werden können. 

Fazit: Ein Handy-Hack ist seltener als du denkst

Klar, es gibt äusserst seltene Zero-Day-Lücken im Programmcode, mit denen es theoretisch möglich wäre, dein Handy zu hacken. Aufgrund der Seltenheit benötigen diese aber enormen Aufwand, was sie lediglich für finanziell und personell gut ausgestattete Geheimdienste attraktiv macht. Es ist viel einfacher, Accounts zu hacken. Aber wenn du diese mit 2FA schützt und unsere anderen Tipps oben befolgst, hast du schon viel für die Sicherheit getan. 

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