WWDC 2023: Alle Highlights der Apple-Keynote

6 Juni 2023

Es ist für viele Apple-Fans das wohl meist erwartete Event des Jahres: Die Entwicklerkonferenz WWDC. Am gestrigen Montag war es soweit: Apple stellte die neuesten Updates für iPhones, iPads und Macs vor.

Apple WWDC: Nicht nur für Entwickler interessant

Die langersehnte Keynote, die jedes Jahr am ersten Montag im Juni stattfindet, ist nur ein kleiner Teil der Entwicklerkonferenz. Die ganze Woche über veranstaltet Apple in seinem Apple Park sogenannte Sessions (in denen Developer bei der Entwicklung ihrer Apps unter die Arme gegriffen werden), persönliche Meetings mit Apple-Mitarbeitern und Networking-Events. Auch die Apple Design Awards werden auf der WWDC vergeben. Wie in den Jahren zuvor wurde die Keynote live übertragen. 

Apple Vision Pro: Die neue VR-Revolution?

Schon der Teaser “Code new Worlds” liess es vermuten, dass Apple ein neues Produkt einführen will. Auf der diesjährigen WWDC 2023 war es endlich soweit: Apple stellte sein neuestes Produkt vor: Die Apple Vision Pro, eine Mixed Reality-Brille, die Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) verbindet.

Wie die “Konkurrenz”-VR-Brillen besitzt die Apple-MR-Brille zwei kleine Micro-LED-Displays mit einer Bildschirmediagonale von 1,41 Zoll. Trotz der kleinen Bildschirmgrösse kommen die Displays auf 4000 Pixel pro Inch. Zum Vergleich: Die normalen iPhones haben eine Pixeldichte von 460 Pixel! Damit hält die Brille mit den besten 4K-Fernsehern mit. 

Ob die MR-Brille ein Erfolg ähnlich wie dem iPhone oder der Apple Watch wird, darüber ist sich die Führungsriege laut Branchen-Insidern nicht so sicher. Sie kostet 3500 Dollar und kommt erst nächstes Jahr auf den Markt und zunächst nur in den USA.

Die Präsentation hat in “unseren Augen” aber Lust auf mehr gemacht: Zum einen kommen viele bekannte Apps auf die Brille. Besonders hervorgehoben wurden Filme und Serien sowie Büroumgebungen. Statt auf kleine Monitore oder Fernseher lassen sich die Inhalte nun direkt in den Raum projizieren. Das funktioniert im Büro etwa mit dem MacBook-Display. Statt auf dem Display schweben nun Dinge wie Browser, Anwendungen und Nachrichten direkt im Raum. 

Anders als bei klassischen VR-Brillen schirmt man sich dabei nicht komplett von der Umgebung ab (auch wenn dies mit schönen Landschaftsaufnahmen möglich ist), aber Personen im Umfeld werden immer hervorgehoben. Gesteuert wird das ganze mit den Augen und Fingern – Umgebungssensoren sowie ein leistungsstarker M1- und neuer R1-Chip sorgen für eine äusserst niedrige Latenz von 12 Millisekunden – laut Apple 8 Mal schneller als ein Wimpernschlag.

Andere können nicht sehen, was du siehst – alles bleibt privat und nur für deine Augen bestimmt. Zu TouchID und FaceID gesellt sich deswegen OpticID – das Headset scannt deine Iris und identifiziert dich darüber.

MacOS: Neue Macs und Updates

Apple hat ebenfalls neue MacBook Airs angekündigt. Sie kommen mit dem hauseigenen M2-Chip und besitzen erstmals ein 15,3 Zoll Display. Mit nur 11,5 mm Breite ist das neue MacBook Air das derzeit wohl dünnste Notebook der Welt. Durch den neuen Chip kommt der Laptop auf eine Laufzeit von 18 Stunden. Preislich geht es bei USD 1299.- los. 

Für Profi-Anwender eignen sich Mac Studio sowie den neuen Mac Pro. Sie bringen Unterstützung für sagenhafte 192 GB Arbeitsspeicher mit und können laut Apple bis zu 22 8k Streams (Mac Studio) oder 24 4k Videos (Mac Pro) verarbeiten. Das Mac Studio gibt es ab USD 1999.- und kann 6 Displays gleichzeitig ansteuern; den neuen Mac Pro gibt es ab USD 6999.- und besitzt 6 Gen4 PCI-Expansion-Slots. Wer seinen Computer also in Zukunft upgraden will, der ist mit dem Mac Pro besser beraten.

iOS 17: Journaling-App und mehr Verbesserungen

Während sich im Hardware-Bereich die Leaks Monate, wenn nicht gar Jahre im Voraus verbreiten, sieht es im Software-Bereich anders aus. Logisch: Apple ist nicht auf externe Produzenten und Hersteller angewiesen, wenn es um die hauseigene Software geht. Dennoch gibt es im iOS-Bereich einige interessante neue Features.

Phone, Facetime & Messages

Los ging’s mit der Telefon-, Facetime- und Nachrichten-App. Man nutzt das Lockscreen-Framework von iOS 16 und bringt es in diese Apps. So lassen sich wunderschöne digitale Visitenkarten erstellen, mit personalisierten Profilfotos oder Memojis. Diese Visitenkarten lassen sich mit anderen iPhone-Nutzern teilen, wenn man die iPhones aneinander hält, und werden angezeigt, wenn du angerufen wirst. Das Namedrop-Feature funktioniert auch für Geräte wie die Apple Watch und Apps und Funktionen wie Fotos oder Shareplay. 

Mailbox-Nachrichten werden nun in Echtzeit transkribiert – so siehst du sofort, ob der Anruf wichtig ist oder warten kann. Und mit Facetime kannst du nun Videonachrichten hinterlassen, wenn der andere nicht erreichbar ist.

Die Sticker-Funktion ist schon lange Teil der Nachrichten-App, wurde aber bisher eher stiefmütterlich behandelt. Nun können selbst Live-Fotos zu Stickern werden. Diese lassen sich überall hinziehen und mit den Fingern vergrössern oder verkleinern. Die Mini-Widgets in der Nachrichten-App bekommen jetzt ein Facelift und werden vertikal statt wie bisher vertikal dargestellt. 

Hilfreicher dürfte die neue Checkin-Funktion innerhalb der Nachrichten-App sein. Hier können Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte ihren Aufenthaltsort teilen und automatisch mitteilen, wenn diese Person sicher zu Hause angekommen ist. 

Suchfilter machen das Suchen und Finden von Nachrichten einfacher. 

Journaling-App: Journal

Wie wir in unserem Smartphone-Stress-Artikel geschrieben haben, sind Journaling-Apps eine Möglichkeit, den Geist freizubekommen. Die im Artikel empfohlenen Apps leiten dich bestens durch den Prozess und zeigen dir Zusammenhänge auf, die dir unbewusst geblieben sind. 

Nun bietet auch Apple eine eigene Journaling-App an – und nutzt dafür andere Apple-Services, etwa die Workouts aus der Fitness-App, Locations, Photos, Music und Podcasts. Hier wird es ebenfalls vorgefertigte Prompts geben, damit du sofort und zielgerichtet loslegen kannst mit dem Schreiben. FaceID schützt deine Journal-Einträge.

Standby

Ein kleines Feature ist die neue Standby-Funktion, die dein iPhone zu einem smarten Weckerersatz machen. Steht dein iPhone in Seitenlage auf einem Stand, kann es die Uhrzeit anzeigen, aber auch Widgets, das aktuelle Wetter, dein Smart Home oder Photos. 

Siri

Statt “Hey Siri” lässt sich Apples Sprachassistentin nun nur mit “Siri” aktivieren. Es bleibt offen, wie leicht sich die Sprachassistentin dadurch (fehl)aktivieren lässt. 

Offline-Karten in Maps

Nun endlich in Apple Maps: Offline-Karten. Bisher war Apples Navi-Alternative bei schlechtem Internet kaum zu gebrauchen.

Fotos-App kann nun Katzen und Hunde zuordnen

Die Fotos-Apps von Google und Apple sind unglaublich mächtig. Schon seit längerem kann Apples Fotos-App Personen identifizieren und benennen. Zudem kann Fotos nun Haustiere, die zur Familie gehören, zuordnen.

Health-App

Apples Gesundheits-App bekommt ebenfalls neue Funktionen. Passend zu der Journaling-App kannst du nun auch deine Stimmungslagen loggen. Standardisierte Fragebogen, wie sie von Ärzten eingesetzt werden, zeigen, wie gross deine Depressionsgefahr ist und welche Massnahmen du ergreifen kannst.

Auch über Myopia – also Kurzsichtigkeit – wurde gesprochen. Schätzungsweise 30 % der Weltbevölkerung ist von Kurzsichtigkeit betroffen, bis 2050 soll dieser Anteil auf sogar 50 % anwachsen. Mit Screen Distance können Apple Devices nun erkennen, ob die Geräte zu nahe an den Augen sind. Die Apple Watch kommt hier einer Rolle zuteil – mittels der Helligkeitssensoren erkennt die Uhr, wie lange man draußen war. In die Ferne schauen hilft, Kurzsichtigkeit vorzubeugen. Apple bewirbt diese Features vor allem für Kinder, es ist noch unklar, wie weit dieses Feature für Erwachsene geeignet ist.

iPadOS 17

Das iPad-Betriebssystem bekommt ebenfalls sinnvolle Updates. Viele der oben und weiter unten genannten Updates kommen auch auf das iPad.

Widgets

Ein Jahr nach dem iPhone bekommt nun das iPad in den Genuss von interaktiven Widgets. So lassen sich Dinge wie Reminders, Smart Home oder Third-Party-Apps direkt vom Homescreen aus steuern, ohne die App öffnen zu müssen.

Lockscreen

Eine weitere Funktion, die ihren Weg vom iPhone zum iPad findet: der neue Lockscreen. Nun kann man auch auf dem iPad den Lockscreen individualisieren. Widgets können auf dem Lockscreen genutzt werden und nutzen den grösseren Bildschirm besser. Sogenannte Live Activities halten dich bezüglich deines Flugstatus, Lieferdienstes, Timers (bis zu 4 gleichzeitig!) oder Sport-Match auf dem Laufenden.

Health

Die Gesundheits-App Health kommt aufs iPad. Die Daten werden nahtlos zwischen anderen Devices und dem iPad synchronisiert und sind nur für dich einsehbar.

PDF & Notizen

Wer viel mit PDFs arbeitet, der wird sich über diese Funktionen freuen: Mit einer überarbeiteten Autofill-Funktion lassen sich PDFs – auch gescannte – schneller ausfüllen. Wer einen Apple Pencil besitzt, kann mit den Dokumenten interagieren. Arbeiten mehrere Menschen an einem PDF, werden die Änderungen in Echtzeit angezeigt und synchronisiert. Zu guter Letzt bekommt die Notizen-App eine Linking-Funktion, mit der sich Notizen verbinden lassen können. Damit lassen sich sogar Wikis erstellen!

MacOS Sonoma

Wie beim iPad werden viele der oben genannten Änderungen ihren Weg auf den Mac finden. 

Safari

Andere Browser haben sie schon, nun zieht Apples Browser nach: Profile. Mit wenigen Klicks kannst du nun Profile wechseln. Je nach Profil werden Verlauf, Erweiterungen, Tabgruppen, Cookies und Lesezeichen separiert. Die Zeiten, in denen Leute versehentlich ihren privaten Browser-Verlauf im Videocall zeigen, gehören mit Safari-Profilen der Vergangenheit an. 

Private Browser-Fenster werden nun mit Touch- oder FaceID gesperrt und bleiben dadurch vor fremden Augen geschützt. Tracker werden ebenfalls geblockt. 

Passwörter kannst du sicher verschlüsselt mit Familienmitgliedern oder Freunden teilen. Damit übernimmt Apple eine beliebte Funktion von Passwortspeicher-Apps

Zudem lassen sich nun von jeder Website Webapps erstellen. Diese Funktion kennt man schon vom iPhone und dem iPad. Selbst Benachrichtigungen sind mit der Webapp möglich, etwa wenn jemand eine Confluence-Seite bearbeitet oder eine News-Seite eine Eilmeldung verschickt.

Gaming

Macs waren noch nie Gaming-Geräte, dennoch gibt es viele Spiele für MacOS. Der neue Game Mode gibt deinem Spiel mehr CPU- und GPU-Power. Dafür stehen Hintergrundprozessen weniger Leistung zur Verfügung. Gleichzeitig reduziert sich dadurch die Latenz von drahtlosen Game-Controllern und Kopfhörern. 

Für Entwickler gab es Updates zu Metal, Apples Grafik-API. So versprach Apple, das Portieren von Games einfacher denn je zu machen. Als Beweis sprach Hideo Kojima, Erschaffer des Horror-Adventures Death Stranding, der versprach, Death Stranding und alle zukünftigen Spiele auch auf den Mac zu bringen. Wenige Tage vor der WWDC hat Hello Games bereits No Man’s Sky für den Mac angekündigt.

Video Conferencing

Ebenfalls mit Änderungen bedacht werden Videocalls. Wer beim Teilen von seinen Bildschirmen schnell die Übersicht verliert, der wird sich über dieses Feature freuen. Du kannst nun dein Bild über den geteilten Inhalt legen, ganz so, als würdest du vor Ort vortragen. Dabei hast du die Wahl, ob du gross wie ein Presenter für die anderen erscheinst, oder als kleine “Bubble”. 

Audio & Home

AirPods

AirPods bekommen eine neue Adaptive Audio-Funktion. Sie vereint den Transparency- und Noise-Cancelling-Modus. Damit werden nervige Umgebungsgeräusche unterdrückt, wichtige Geräusche wie Fahrradklingel oder Hupen aber durchgelassen. Damit will Apple für mehr Sicherheit im Strassenverkehr sorgen. 

Gleichzeitig erkennen AirPods nun, ob du mit jemandem sprichst. Die Musik wird dann automatisch leiser gemacht.

Erfahre mehr über AirPods in unserem Artikel.

AirPlay

Das Teilen von Musik auf die HomePods ist noch einfacher geworden. Streamst du zum Beispiel in der Küche oft deine Musik auf den HomePod, schlägt dir iOS zukünftig direkt diesen HomePod vor. Dadurch musst du nicht mehr das Sharing-Fenster öffnen oder das iPhone an den HomePod halten.

In Büros ist es bereits möglich, nun können in Zukunft auch Hotels AirPlay anbieten. Du scannst einfach einen QR-Code und schon verbindet man sich mit dem WLAN und dem Fernseher.

tvOS

Die Apple TVs bekommen ein überarbeitetes Control Center. Viele bekannte Funktionen von anderen Devices wie den “Nicht stören”-Modus, Smart Home-Geräten, Profile und mehr finden damit ihren Einzug auf den grossen Fernseher.

Apropos grosser Fernseher: Mit einem geeigneten iPhone kannst du deinen Videocall nun auch auf dem Fernseher abhalten. Genutzt werden das Mikrofon und die Kamera vom iPhone, angezeigt wird der Call auf dem Fernseher. Zoom ist eine der ersten Konferenz-Apps, die dieses Feature unterstützen.

Wer seine Siri Remote aus den Augen verliert, der dürfte sich darüber freuen, dass diese nun mit der Find My-App auffindbar ist. 

watchOS 10

Das Betriebssystem der Apple Watch bekommt eine komplett neue Designsprache spendiert. Apps wurden von Grund auf überarbeitet und kommen dadurch in einem neuen, displayfüllenden Design. 

Mit dem Drehen der Digital Crown hast du schnellen Zugriff auf die Widgets, die ihren Weg auch auf die Smartwatch finden.

Zwei neue Workouts lassen sich in Zukunft in der Fitness-App starten: Fahrradfahren und Wandern. Fahrradfahren unterstützt Bluetooth-Accessoires und kann so Dinge wie Kadenz, Geschwindigkeit und Power messen. Wer sein iPhone als Tachoersatz nutzt, kann diese Daten auch auf dem iPhone anzeigen lassen.

Wandern nutzt den integrierten Kompass und zeichnet auf, wann du das letzte Mal Netzempfang hattest. Mit den Topografie-Karten siehst du die Wanderwege, Höhen und Erhebungen und Sehenswürdigkeiten entlang deiner Route. Und wer gerne wandert, der dürfte sich über die Wanderweg-Vorschläge freuen.

Unser Eindruck: Eine gute Keynote mit sinnvollen Änderungen

Klar, wer grosse Änderungen bei iOS und Co. erwartet hat, für den dürften die Neuerungen eher gering ausfallen. Schon seit Jahren betreibt Apple hier ausschliesslich Produktpflege, anstatt das Rad neu zu erfinden. 

Gespannt sind wir aber auf das neue Headset. Apple hat sich hier geschickt von den Limitierungen anderer VR-Brillen gelöst und das VR-Rad tatsächlich neu erfunden. Während Oculus und Co. sich aufs Gaming fokussieren, bewirbt Apple die Brille auch als Produktivitätbooster. Besonders im privaten und beruflichen Bereich sehen wir hier daher grosse Chancen, etwa abends zum Serien schauen oder im Büro als Monitorersatz. Auch live vor Ort geben sich Einsatzmöglichkeiten, etwa um eine neue Küche direkt in der Wohnung zu sehen. 

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